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Nach dem Ärztestopp Originalpräparate in der Schweiz billiger Politik + Patient Entgegen der landläufigenMeinungsind die
4. Jahrgang Herausgeber: Verband deutschschweizerischer Ärztegesellschaften (VEDAG)
«Politik + Patient» ist eine Beilage der Sprechstunde
Verantwortlich für die Redaktion: Marco Tackenberg, Felix Adank; forum|pr
Das Medikament, dein Freund und Helfer Die Versorgung der Patienten ist bereits in zehn Jahren gefährdet
Kein Zweifel: Medikamente stellen einen Kostenfaktor imGesundheitswesen dar – sie machen 5,5 Milliarden Frankenoder knapp 10,5% der Gesundheitskosten aus. Unbestritten
ist aber auch, dass neue Medikamente wesentlich mitgehol-fen haben, unsere Lebenserwartung und Lebensqualität zu
Gesundheitsmonitor 2008
steigern: So ist die Lebenserwartung zwischen 1950 und
Beispiel HIV-Medikamente
dem Jahr 2000 weltweit von 46,5 auf 65,9 Jahre gestiegen.
Die Überlegenheit hoch wirksamer neuer Medikamente
In der Schweiz liegt die Lebenserwartung sogar bei 78,7
gegenüber älteren Präparaten lässt sich an der Entwicklung
(Männer) beziehungsweise 83,9 Jahren (Frauen). Die
der HIV/AIDS-Therapien zeigen: Durch die Einführung
Ökonomen sind sich darüber einig, dass dieser Effekt pri-
moderner medikamentöser Behandlungsmethoden Mitte
mär der medizinisch-technischen Innovation und der Ent-
der 90er Jahre haben sich die Überlebenschancen von AIDS-
wicklung neuer medizinischer Produkte zu verdanken ist.
Patienten deutlich verbessert: So stieg die 5-Jahres-Über -
Neu ent wickelte Medikamente kosten für ähnliche Behand-
lebenschance von 1993 bis 2000 von ca. 3% auf 54%. Mit
lungen meist mehr als Vorgängerprodukte. Hier stellt sich
der Zunahme der Lebenserwartung sanken auch die Spital-
die Gretchenfrage: Soll der Arzt stets das aktuell preisgüns-
kosten dieser Patienten um etwa einen Drittel. Dies fällt ins
tigste, das wirksamste oder das wirtschaftlichste Medika-
Gewicht, denn stationäre Behandlungen machen in der
ment verschreiben? Der Patient wünscht stets das wirksams-
Schweiz fast die Hälfte der Gesundheitskosten aus. Hoch
te, der Krankenversicherer das kostengünstigste Produkt.
wirksame Medikamente sparen aber nicht nur Spitalkosten,
Der verschreibende Arzt gerät ins Dilemma.
sondern haben auch einen volkswirtschaftlichen Nutzen –
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Originalprä- parate in der Schweiz
dersheim, Präsident derÄrztegesellschaft des Kan-
billiger
tons St. Gallen und Fach-arzt für Rheumatologie, for-
Schweiz leicht unter dem Durch-schnitt der Preise von Deutsch-
Gratwanderung mit Kostenfolgen Die Haltung der Deutsch- schweizer Ärzte Politisches Seilziehen um «günstige Medikamente»
Mit der Gesetzesvorlage «Zulassung und Vergütung von
Medikamenten in der obligatorischen Krankenver siche -
rung» soll eine preisgünstige Arzneimittelversorgung in der
Grundversicherung festgeschrieben werden. Während der
Ständerat in der Frühlingssession den Begriff «preisgüns-
tig» nicht definieren wollte, be harrte der Nationalrat im
Juni mit 111 zu 66 Stimmen auf einer genaueren Um -
schreibung: Danach sind Arzneimittel dann wirtschaftlich,
wenn sie die angestrebte Heilwirkung mit möglichst gerin-
gem finanziellem Aufwand gewährleisten. Bei Originalprä-
paraten sollen die Kosten für Forschung und Entwicklung
Doch werden mit «billigeren Medikamenten» wirklich
ten gespart? Christoph Ramstein, Co-Präsident
VEDAG bezweifelt dies: Als 1984 in Deutschland das
Patent für das Rheumamittel Voltaren ablief und Nachah-
merpräparate auf den Markt kamen, sei der Apothekenab-
satz für das Generikum Diclofenac explosionsartig um das
Zehnfache gestiegen! Um Neben wirkungen und Kosten-
folgen habe sich niemand gekümmert.
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Obsan-Studie Die Versorgung der prognostiziert Ärztemangel Patienten ist bereits in zehn
Die neuste Obsan-Studievom Juli 2008 zeigt: ImZuge der demografischen
Jahren gefährdet
Alterung wird die Nachfra-ge nach ambulanten Arzt-konsultationen in derSchweiz stark steigen. Gleichzeitig ist mit einem
Trends könnte es bis 2030zu einer erheblichen Ver-
sen Herbst auf die Schweiz zukommen.
tizierten Konsultationenkönnten gemäss Grundsze-nario nicht mehr abgedecktwerden. Dies geht ausPrognosen hervor, die im
«Politik + Patient»: Ab senkung bei den Medi kamen - tenmargen, Absenkung bei den Labortarifen, Planspiele zur Aufhebung der freien Arztwahl. Steht uns ein heisser Herbst bevor?
Heuberger: Das kann durchaus sein. Viele der vor gesehenen
Massnahmen gefährden die wirtschaftliche Basis der Arzt-
praxis. Die Ärzteschaft wird sich dagegen wehren müssen.
-ärzten ab (Versorgungslü-cke ca. 40%). Stark betrof-
Der Ärztemangel könnte bis 2030 die ambulante medizi- nische Versorgung in der Schweiz gefährden, so das Ge - sundheitsobservatorium Obsan in einer anfangs Juli
Der Berner Grossrat und Allgemeinpraktiker
2008 vorgestellten Studie. Machen jetzt selbst die Behör-
Thomas Heuberger ist seit April 2008 Vorsitzender der
den auf Panik?
Delegiertenversammlung der Ärztevereinigung FMH.
Die Studie ist noch zu optimistisch! In Randgebieten und
teilweise schon in Agglomerationen wird eine Gefährdung
der Versorgung der Patienten schon viel früher eintreffen. Brauchen wir also mehr Ärzte aus dem Ausland?
Bei Ärzten aus dem Ausland stellt sich das Problem, dass sie
zunehmen werden. Ältere Ärzte haben aber ein Interesse,
www.obsan.admin.ch (> Publikationen: Arbeitsdokument
oft die Landessprache nicht genügend sprechen oder dass sie
weniger zu arbeiten. Es gibt Platz für jüngere Ärztinnen und
nur für die letzten Jahre ihrer Berufs tätigkeit in die Schweiz
Ärzte, die ja auch nicht alle Vollzeit arbeiten wollen.
kommen. Wir brauchen eigene Leute, die Patienten übereinen langen Zeitraum hinweg betreuen. Wie aber sollen – um den obigen Punkt nochmals auf - zunehmen – Kantone und Ärzte den Bedarf zu sammen Noch geht die Politik von zu vielen Ärzten aus. Bis Ende festlegen? Das ist ja Planwirtschaft! 2009 will man eine Nachfolgeregelung für den Ärztestopp
Wettbewerb ist wichtig, aber es braucht auch Planung. vorlegen. Wer soll aber die Zulassung der Ärzte zur obli-
Überlassen wir die medizinische Versorgung dem Markt,
gatorischen Krankenversicherung künftig regeln: der
dann werden ländliche Regionen und Randgebiete nicht
Markt, die Kassen oder die Kan tone?
mehr versorgt. Die Kantone sind aber daran interessiert,
Der Markt kann dies nicht bewältigen. Es braucht eine
dass alle ihre Bewohner eine ge nügende Versorgung haben.
Steuerung, die paritätisch von den Kantonen und den Ärz-
tegesellschaften vorgenommen wird. Die Kantone kennenden Bedarf am Besten. Warum kann die Versorgung in einem Kanton nicht mit unterschied lichen Taxpunktwerten ge steuert wer- Der Gesundheitsökonom Willy Oggier argumen- den? Wo Mangel an Hausärzten herrscht, wie auf dem tiert aber, es brauche für die jungen Ärzte ein «Wettbe- Land, zahlt man ihnen mehr. In überversorgten werbsmodell», weil sonst die etablierten Ärzte zu sam men Zentren entsprechend we niger. mit den Kantonen die jungen Ärztinnen und Ärzte aus-
Das tönt vernünftig, aber bei der Umsetzung gibt es Proble-
sen vor lassen.
me. Jemand muss de finieren, wo die Belastung zu hoch und
Wir brauchen viel eher ein «Kooperationsmodell», das die
wo sie zu tief ist, damit eine Differenzierung des Taxpunkt-
Interessen der jungen wie der älteren Ärzte be rücksichtigt.
wertes gemacht werden kann. Das dürfte extrem schwierig
Von der Ob san-Studie wissen wir, dass die Konsultationen
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Ein anderes Modell kommt von der Helsana. Es sieht
etwas mehr Zeit für menschliche Kontakte. Vielleicht. Keine
Gesundheits - vor, dass Versicherte höhere Selbstbehalte und Franchisen
Unterschiede gibt es aber meines Erachtens bei der Qualität
monitor 2008 zahlen müssen, wenn sie künftig die freie Arztwahl bean- spruchen wollen. Wer sich hingegen für Hausarztmodelle Paradox: Obwohl mehr entscheidet, zahlt nicht mehr. Was ist daran nicht gut? Fallpauschalen werden die Spitallandschaft verändern. Schweizerinnen und
Das Modell der Helsana würde den Status quo, die freie
Anreize entfallen, Patienten länger als nötig im Spital zu Schweizer ihren persönli-
Arztwahl, bestrafen. Es würde mich hingegen nicht stören,
behandeln. Für Kritiker sind diese Fallpauschalen aber chen Gesundheitszustand
wenn es billiger würde für Patienten, die sich verpflichten,
ein Ansatz, der aus der Autowerkstatt kommt. Was halten als «schlecht» einstufen,
immer zuerst ihren Hausarzt aufzusuchen. Ganz allgemein
Sie davon? nimmt die Häufigkeit der
ist es fahrlässig den Krankenkassen zu überlassen, was unter
Persönlich bin ich gegen Fallpauschalen. Es ist ein Denken,
Arztbesuche ab. GfS-For-
einem Hausarztmodell, unter Managed Care oder einem
das meint, alles sei berechenbar und reparierbar. In der
schungsleiter Claude
Medizin befassen wir uns mit Menschen, die diverse Leiden
Longchamps begründete
haben, die ineinander übergehen und wo auch psychische
dies anlässlich der Prä- Die Schweiz holt immer mehr Ärztinnen und Ärzte aus
Probleme eine Rolle spielen. Letztlich lässt sich dies nicht in
sentation des Gesundheits- dem Ausland. Trotzdem gibt es beim Zugang zum Medi-
einem rigiden Koordinatensystem wie eben den Fall
monitors 2008 mit den Aus- zinstudium eine Beschränkung. Ist der Numerus clausus
pauschalen einbinden. Die Abgrenzungsprobleme werden
wirkungen der anhalten- überholt?
riesige Diskussionen auslösen. Es ist ein mechanistisches
den Kostendiskussion.
Der Numerus clausus kam zwanzig Jahre zu spät. Als wir
Ärzte ihn propagierten, wollte die Politik nichts davon wis-
sen! Heute ist er schädlich. Es werden heute zuwenig Ärztin-
Wo kann man denn in der Medizin sparen, ohne die hohe
nen und Ärzte ausgebildet, die in der freien Praxis arbeiten
Qualität des Gesundheitssystems zu gefährden?
Der Leistungskatalog muss im Dialog mit den betroffenen
Fachstellen aus Bundesbehörden, Krankenkassen, Patien-
Ein Heilmittel sieht die Politik heute in Netzwerken.
tenvereinigungen und Ärzteschaft gestrafft werden. Aber: Ist nicht jeder Arzt sowieso vernetzt?
Wer Netzwerke als Allheilmittel anpreist, hat nie in einer
Zum Schluss eine Frage an den Politiker Heuberger:
Arztpraxis gearbeitet. Jeder Arzt kennt seine Gynäkologen,
Haben wir zu viele Spitäler? Sind 50 Spitäler genug, wie
seine Spezialistinnen und Labors, denen er Leute zuweist. es zum Beispiel der ehemalige Gesundheitsdirektor Peter
Das ist sein Netzwerk! Netzwerke sind keine Lösungen, son-
Bodenmann oder der Vorsitzende der Helsana, Manfred
dern Tatsachen. Zwingt man Ärztinnen und Ärzte dazu, so
Manser, propagieren?
werden sich keine Kostenersparnisse ergeben. Ich bin aber
Wenn es nur noch 50 Spitäler in der Schweiz gäbe, dann
auch der Meinung, dass die Einzelpraxis eher ein Auslauf-
hätten viele Angehörige nicht mehr die Möglichkeit, den
modell ist. Die Zukunft gehört vermutlich mehr den Grup-
Patienten im Spital zu besuchen. So gesehen ist es richtig,
dass auch in Randregionen Spitäler be stehen bleiben. Ich
will aber auch nicht zurück zu Zu ständen, wo man von
Immer wieder hört man, auch von Ärzten, dass wir heute
jedem Spitaldach aus das nächste Spital erkennen konnte! Es
schon eine Zweiklassen-Medizin haben. Sterben die so -
muss tatsächlich auch nicht jedes Spital jede Leistung anbie-
zial Schwachen früher in der Schweiz, weil ihnen Be -
ten. In Deutschland wurde die Qualität der Spitäler mit
handlungen vorenthalten werden?
Die Zweiklassen-Medizin gibt es in der ambulanten Medi-
zin nicht. Im Spital geht die sogenannte Zweiklassen-Medi-
zin in Richtung Hotellerie, Bequemlichkeit, vielleicht auch
• Der aktuelle Leistungskata-log in der Grundversicherungwird von 67% als ausreichendbeurteilt. Neu in die Grundver-sicherung aufnehmen möch-ten die Befragtene therapeuti-sche Massage sowie Aku-punktur und -pressur.
• Nicht mehrheitsfähig sindimmer noch Einschränkungenbei der Arztwahl oder beimZugang zu neuen Medikamen-ten.
• Seit über zehn Jahren füh-ren die Ärztinnen und Ärztedie Rangliste der Leistungs -erbringer hinsichtlich Kompe-tenz und Verantwortung an. hinter hat die Pharmaindustriebei der Kompetenz die Apo-theker vom zweiten Platz ver-drängt.
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