Echinococcus multilocularis_02-201

Echinococcus multilocularis
Fuchsbandwurm
Allgemeine Angaben
Name (Synonym): Echinococcus multilocularis; griech. echinos: Stachel, kokkos: Körnchen, kugelig, lat. multilocularis:
vielkammerig; deutscher Name: alveolärer Zystenwurm, Fuchsbandwurm Stamm: Plathelminthes (Plattwürmer), Klasse: Cestoda (Bandwürmer), Ordnung: Cyclophyllida, Fa-milie: Taeniidae; Erstbeschreibung: Leuckart 1863 RG 3(**) (EU, BiostoffV, GenTSV)
Konsiliar-/Referenzlabor: Parasitologie, Universität Bern (Prof. Dr. B. Gottstein)
Molekularbiologie, Morphologie und Physiologie
Morphologie:
adulter Wurm im Darm von Fuchs, Hund und selten Hauskatze: 3 – 5 Proglottiden bei 1 – 3 mm Länge; Zystenstadium in Nagern (Zwischenwirten) und im Menschen: schlauchartig, hohl, am Ende fadenartig mit infiltrierenden undifferenzierten Zellen (wachsen tumorartig) obligater Parasit als adulter Wurm im Fuchs- bzw. Hundedarm und als Larve (Finnenstadium) im Gewebe von Nagern als Zwischenwirten, ausnahmsweise von Menschen
Natürlicher Standort
Nicht freilebend/parasitär
Wirtsbereich:
normaler Zyklus zwischen Fuchs (Endwirt mit Wurm), Nager (mit Finnen = Larve); akzidentelle End-wirte: Hund und Katze (nach Fressen infizierter Mäuse); akzidenteller Zwischenwirt: Mensch nach In-fektion durch Wurmeier aus Fuchs, Hund oder Katze Verbreitung: Europa, Russland, Asien (Nordjapan), USA; verwandte Arten in Argentinien
Pathogenität
Obligater Parasit mit lebensbedrohlicher Infektion beim Menschen (Finnenstadium)
Infektiöse Stadien für den Menschen: Wurmeier, orale Aufnahme
Pathogenitätsfaktoren/Pathogenese: tumorartiges Durchwachsen gesunder Organe (am häufigsten: Leber)
Krankheit
Bezeichnung:
Echinococcose, Fuchsbandwurmkrankheit
beim Menschen jahrelang symptomlos, dann Oberbauchschmerzen, Ikterus, Gewichtsverlust, tu-morartige Organveränderungen, Letalitätsrate unbehandelt bis 94%; selten auch Spontanheilungen Ultraschal , Computer-Tomographie, serologischer Nachweis Dauertherapie mit Al- bzw. Mebendazol (Eskazole®, Vermox® forte) Umgang mit streunenden Füchsen, Katzen und Hunden meiden; Haushunde bzw. -katzen, die Mäu-se fressen, regelmäßig gleichzeitig mit Faden- und Bandwurmmitteln entwurmen.
Epidemiologie
Übertragungswege und Eintrittspforten: fäkal, oral: Eier aus Fuchs-, Katzen- bzw. Hundefäzes; Achtung: auch undiffe-
renzierte Zellen aus Finnen sind infektiös, wenn sie in Wunden gelangen. Erregerreservoire: Nager für die Endwirte; Fuchs, Katzen und Hunde für den Menschen
Inzidenz/Prävalenz: in Deutschland sind bis 30% al er Füchse Wurmträger

Widerstandsfähigkeit – Tenazität
Resistenzen:
Wurmeier können Temperaturen von -40 bis -50 °C überdauern; Medikation gegen Finnenwachstum muss dauerhaft gegeben werden, weil die Mittel die undifferenzierten Zellen nicht abtöten. Arbeits- und Gesundheitsschutz/Gefährdungsbeurteilung
Schutz-/Sicherheitsstufe: Schutzstufe 3** nach BioStoffV bzw. Sicherheitsstufe 3** nach GenTSV für adulte Würmer;
Schutzstufe 2 nach BioStoffV bzw. Sicherheitsstufe 2 nach GenTSV für Finnenstadien (Metazesto-
den)
Gefährdende Tätigkeiten/Expositionssituationen: Umgang mit Fuchsfel en, Fäkalien und Kadaver von befallenen End- wirten, Operationsmaterial, Labortätigkeiten Spezielle tätigkeitsbezogene Sicherheitsmaßnahmen: Mit befal enen lebenden Endwirten in gesondertem Isolierraum arbeiten. Werden häufig post-mortem-Untersuchungen an befal enen Endwirten durchgeführt, dann müssen die Räume nach fol-genden Methoden dekontaminiert werden können: al e Oberflächen mit Dampfstrahlgerät behandeln (CAVE: Aerosolbildung, Arbeiten nur mit entsprechender Schutzkleidung). Aufheizen des Raumes auf mindestens 45 °C für vier Stunden. Einstellen einer relativen Luftfeuchtigkeit von 27% für 48 Stunden. Bei Sektionen jegliche Staubentwicklung vermeiden; das Fell von Endwirten (Fuchs, Hund, Katze) nass halten, am besten vor der Sektion in mit einem Detergenz versetztes Wasser eintau-chen. Bei Arbeiten mit Metazestodenmaterial Spritzen mit Luer-Lock-Sicherung verwenden. Arbeits-fläche mit dicker Plastik- oder Aluminiumfolie abdecken. Folie anschließend autoklavieren. Organisatorische Schutzmaßnahmen: Eier von Echinococcus lassen sich sicher abtöten, wenn die Tierkörper der Karnivoren, in deren Därmen sie enthalten sind, für 48 Stunden auf –80 °C Kerntemperatur eingefroren werden. Ist die Gewinnung von Lebendmaterial (adulte Würmer, Eier) nicht notwendig, so sollte vor der Sektion so verfahren werden. Desinfektion/Entwesungsmaßnahmen: Eier und anderes Wurmmaterial autoklavieren. Tierkörper und deren Teile, soweit nicht autoklavier-bar, tiefgefrieren und einer Tierkörperbeseitigungsanstalt zuleiten. Al e verwendeten Geräte, auch Einwegmaterialien vor deren Vernichtung, autoklavieren. Gummischürze, Gummischuhe und sonsti-ge Überbekleidung autoklavieren. Mit adulten Echinokokken infizierte Endwirte in speziellen Isolierräumen halten: Räume müssen hitzedekontaminiert werden können und insekten- und nagetiersicher sein. Es ist sicherzustellen, dass sich das Tierpflegepersonal nicht infizieren kann, z. B. wird durch den Einsatz von Schleusen verhindert, dass infektiöse Eier aus dem und Insekten in den Isolierbereich gelangen. Infektionen von Zwischenwirten: Befal ene Zwischenwirte müssen in fluchtsicheren Behältern aufbewahrt wer-den. Oralinfektion mit Echinococcus-Eiern: Infizierte Zwischenwirte werden 5 Tage in Isolieräumen gehalten, danach werden die Tiere in frische Käfige umgesetzt und aus dem Isolierbereich transpor-tiert. Infektionen mit Metazestodenmaterial: Alle verwendeten Materialien und Geräte (auch Ein-wegmaterialien) müssen vor der Entsorgung auf mindestens 60 °C Kerntemperatur erhitzt oder au-toklaviert werden. Mit Metazestoden befal ene Zwischenwirte in fluchtsicheren Behältern transportieren. Lebende, infi-zierte Endwirte nicht transportieren. Kadaver befallener Endwirte in reißfesten Plastiksäcken beför-dern. Persönliche Schutzausrüstungen (PSA): Bei der Sektion befal ener Endwirte autoklavierbare Laborkleidung, vorzugs- weise Einmalkleidung, tragen. Zusätzlich Mundschutz, Kopfbedeckung, geeignete Schutzhandschu-he, Gummischürze und abwaschbares Schuhwerk (Gummischuhe oder Gummistiefel) tragen. Bei der Sektion von vorher nicht bei –80 °C eingefrorenen Tierkörpern zusätzlich Augen- und Atem-schutz tragen. Berufsbedingte Erkrankungen/gefährdete Personen und Berufsgruppen: Forstarbeiter, Tierärzte, Hundezüchter, Jäger Sofortmaßnahmen bei Unfäl en/Erste Hilfe: keine besonderen Maßnahmen Arbeitsmedizinische Vorsorge: siehe ArbMedVV; vor Arbeitsaufnahme und Frist für die erste Nachuntersuchung 12 Monate, danach 36 Monate; serologische Kontrolle der Mitarbeiter auf Echinococcus-Antikörper durchführen, evtl. kombinieren mit Ultraschall-Untersuchungen. Bei Tätigkeiten mit aus der Natur entnommenen Karnivoren, z. B. Füchsen, nur Personal einsetzen, das gegen Tol wut geimpft ist. Andere gesetzliche Regelungen: Meldepflicht nach § 7 IfSG (direkter oder indirekter Nachweis des Erregers)
Literatur
Eckert, J., Deplazes, P: Biological and clinical aspects of echinococcosis: a zoonosis of increasing concern, Clin. Mic-
Eckert, J., Friedhoff, K.T., Zahner, H., Deplazes, P: Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin, Enke, Stuttgart Mehlhorn (ed.): Encyclopedia of parasitology, 3rd ed., Springer, Heidelberg, New York 2008

Source: http://test.bgrci.org/fileadmin/BGRCI/Downloads/DL_Praevention/Fachwissen/Mikroorganismen-Dossiers/Parasiten/Echinococcus_multilocularis_02-2011.pdf

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