Robert Koch-Institut 119 Zum Umgang mit MRSA-Patienten in deutschen Krankenhäusern Ergebnisse einer Umfrage der DGKH und des BVÖGD im Herbst 2010
Im Oktober 2010 wurde von der DGKH (Deutsche Gesell-
berücksichtigt worden. Wesentliche Unterschiede bei Be-
schaft für Krankenhaushygiene) zusammen mit dem trachtung der Träger der Einrichtungen ließen sich nicht BVÖGD (Bundesverband der Ärzte des öffentlichen Gesund-
erkennen. Der Anteil der privaten Krankenhäuser in der
heitsdienstes) ein Fragebogen zum Umgang mit MRSA-
Befragung war praktisch identisch mit der Quote in der all-
Patienten erarbeitet und an alle deutschen Krankenhäuser gemeinen Krankenhausstatistik.1 (zu Händen der Hygienefachkraft) verbunden mit der Bitte
84,5 % der Häuser gaben an, dass sie MRSA-positive
zur Teilnahme versandt. Gleichzeitig wurden alle Mitglie-
Patienten immer im Einzelzimmer unterbringen (s. Tab. 1).
der der DGKH sowie auch innerhalb des BVÖGD auf die Dies stimmt mit den Ergebnissen aus der Studie von Cha-Aussendung hingewiesen.
berny et al. überein, die in 134 an KISS teilnehmenden
Von den rund 2.100 deutschen Krankenhäusern gingen Krankenhäusern durchgeführt wurde.2
893 Antworten bis Ende November 2010 ein. Um Mehr-
Laut unserer Umfrage isolieren 2,1 % der Krankenhäu-
fach antworten eines Krankenhauses auszuschließen, wa-
ser selten bis nie Patienten mit MRSA; 5,6 % machten kei-
ren die Fax-Nummern der zurückgesandten Fragebögen ne Angaben. Somit könnten ggf. bis zu 8 % der Kranken- gleich großer Einrichtungen aus gleichen Bundesländern häuser MRSA-Patienten überhaupt nicht isolieren – in der verglichen und Doppeleinsendungen gegebenenfalls nicht Studie von Chaberny et al. waren es 9,5 %.2 meistens selten bis nie keine Angabe Hausgröße Tab. 1: Isolierung von MRSA-positiven Patienten in deutschen Krankenhäusern nach Größe und Trägerschaft (Umfrage DGKH und BVÖGD Oktober 2010) Robert Koch-Institut Hilfskräfte Sonstige Besucher keine Antwort Schutzkittel Handschuhe Mund-Nasen-Schutz Kopfhaube Schürze Tab. 2: Tragen von Schutzkleidung nach Berufsgruppe bzw. Besucher im Krankenhaus, (Umfrage DGKH und BVÖGD Oktober 2010) Schutzkittel werden in mehr als 90 % der Häuser ge-
Patienten ein Screening durchgeführt wurde, die in den
tragen (s. Tab. 2). Allerdings müssen Besucher in ca. 15 % letzten 12 Monaten stationär im Krankenhaus waren, wur- der teilnehmenden Krankhäuser keine Schutzkittel tragen. de nur von 5 % der Häuser bejaht. Da dies eine „KRINKO/ Auch Handschuhe werden in über 90 % der Häuser bei Be-
RKI-Indikation“ ist, muss zumindest die vorher gemachte
treten des Patientenzimmers getragen, jedoch in über 30 % Angabe von 38 % kritisch hinterfragt werden, ob bei allen nicht von Besuchern. Mund-Nasen-Schutz tragen die Mit-
arbeiter in mindestens 85 % der Häuser, allerdings in fast
39 % der Krankenhäuser führen ein Screening beim
30 % nicht die Besucher. Eine Kopfhaube wird von Mitar- Per sonal bei einem MRSA-Ausbruch durch, 33 % zumindest
beitern in 40 % bis 50 % der antwortenden Häuser getra-
bei wiederholten Ausbrüchen. Auf Wunsch eines Mitarbei-
gen, deutlich häufiger von Pflegern als von Ärzten. Aller-
ters wird dieser einer Untersuchung auf Kolonisation in
dings haben diese Frage fast 50 % der Teilnehmer gar nicht 32 % der Häuser unterzogen. Allerdings erfolgt ein Scree ning beantwortet. Selbst in den antwortenden Häusern tragen des Personals in 19 % der Häuser nie (2 % keine Angabe). 65,5 % der Besucher keine Kopfhaube.
Die patientennahen Flächen in Zimmern von MRSA-
Damit bleibt festzuhalten, dass die Ergebnisse unserer Er-
positiven Pa tien ten werden fast ausnahmslos täglich desin-
hebungen aus fast 900 Krankenhäusern relativ gut über-
fiziert (s. Tab. 3).
einstimmen mit den Erhebungen von Chaberny et al. in rund 130 an KISS teilnehmenden Häusern.2 Im aktuellen täglich seltener als täglich keine Angabe
Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhaus In-
patientennahe
stituts 4 wird dagegen eine Isolierungsrate MRSA-Infizier- Flächen
ter mit 100 % und -Kolonisierter mit 86 % angegeben. Ein
Fußboden
Screening aller Patienten wird in ca. 13 %, ein systemati-
Sanitärbereich
sches Screening von Risikopatienten in ca. 92 % angegeben. Diese Angaben weichen von den genannten Erhebungen ab. Tab. 3: Häufigkeit der Durchführung von Desinfektionsmaßnahmen im Zimmer von MRSA-Patienten (Umfrage DGKH und BVÖGD Oktober 2010)
Aus den Daten lassen sich einige wesentliche Folgerungen
Auf die Frage nach der Sanierung von MRSA-positiven Pa-
tienten wird (s. Tab. 4) mit 60 % am häufigsten angegeben,
▶ In vielen deutschen Krankenhäusern werden die Emp-
dass ein antiseptisches Waschen/Duschen „immer“ erfolge.
fehlungen der KRINKO weitgehend korrekt umgesetzt.
Mupirocin-Nasensalbe wird dagegen nur bei 52 % grund-
▶ Allerdings werden in 8 % bis 12 % der Krankenhäuser
sätzlich angewandt und eine antiseptische Rachenspülung
die Empfehlungen zum Umgang mit MRSA-Patienten
nur bei 43 % der MRSA-positiven Patienten. Sanierungs- versuche werden bei 10 % nur einmal durchgeführt und bei
▶ Die Sanierung von MRSA-Trägern erfolgt uneinheitlich.
85 % gegebenenfalls wiederholt (5 % keine Angabe).
▶ Das Vorgehen bei Besuchern ist in vielen Häusern un-
Bei der Frage nach einem Eingangsscreening gaben
38 % der Krankenhäuser an, dass sie bei allen „KRINKO/
▶ 78 % führen ein risikobasiertes Screening bei mindestens
RKI-Indikationen“ 3 ein Screening durchführen, 46 % füh-
50 % der KRINKO/RKI-Indikationen durch, wobei diese
ren nur bei einem Teil der „KRINKO/RKI-Indikationen“
Angabe kritisch gesehen werden muss angesichts der Tat-
ein Scree ning durch. In mindestens 10 % der Krankenhäu-
sache, dass dies nur bei 5 % der Patienten mit Angabe
ser erfolgt selten bis nie ein Screening (keine Angabe 2 %).
eines stationären Aufenthalts im letzten Jahr erfolg te.
In der Studie von Chaberny et al. 2 lag die Rate bei 15 % bis
▶ Es besteht Regelungsbedarf bezüglich Mitarbeiterschutz
30 % (je nach Ermittlung). Die konkrete Frage, ob bei allen
und Umgang mit MRSA-positiven Mitarbeitern.5 teilweise praktisch nie keine Angabe Mupirocin-Nasensalbe Antiseptische Rachenspülung Antiseptisches Waschen/Duschen Tab. 4: Häufigkeit von Maßnahmen zur Sanierung bei MRSA-positiven Patienten (Umfrage DGKH und BVÖGD Oktober 2010) Robert Koch-Institut 121
▶ Die Antworten geben lediglich die „idealtypische“ Situa-
3. KRINKO und RKI: Mitteilung der KRINKO und des RKI: Kommentar zu
tion wieder – also das, was im Hygieneplan steht – und
den „Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von MRSA-Stämmen in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen“. Epid Bull
machen keine Aussagen über die reale Situation.
▶ Ein korrektes Abbild der Wirklichkeit kann nur durch 4. Deutsches Krankenhaus Institut: Krankenhaus Barometer. Umfrage 2010.
geeignete Auditierung gewonnen werden.
http://www.dkgev.de/dkg.php/cat/110/aid/4224/title/Krankenhaus-Baro-meter
5. Popp W, Buer J, Rath P-M, Steinmann J, et al.: MRSA – aktuelle Entwick-
Literatur
lungen, drängende Probleme. Krh-Hyg + Inf verh 2010; 32: 144–150
1. Klauber J, Geraedts M, Friedrich J (Hrsg.): Krankenhaus-Report 2010.
Schwer punkt: Krankenhausversorgung in der Krise? Schattauer, Stuttgart
Für diesen Beitrag danken wir Martin Hilgenhöner, Tim Lieske und
Do ro thea Hansen, Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Essen,
2. Chaberny IF, Wriggers A, Behnke M, Gastmeier P: Antibiotikaresistenz:
Dr. Ute Teichert-Barthel, BVÖGD, sowie Prof. Dr. Walter Popp, DGKH und
Präventionsmaßnahmen deutscher Krankenhäuser bei MRSA. Dt Ärztebl
Universitätsklinik Essen, der auch als Ansprechpartner (E-Mail: Walter.
Popp@uk-essen.de) zur Verfügung steht.
Alcohol & Alcoholism Vol. 37, No. 5, pp. 504–508, 2002BACLOFEN EFFICACY IN REDUCING ALCOHOL CRAVING AND INTAKE: A PRELIMINARY DOUBLE-BLIND RANDOMIZED CONTROLLED STUDYGIOVANNI ADDOLORATO*, FABIO CAPUTO2, ESMERALDA CAPRISTO, MARCO DOMENICALI2, MAURO BERNARDI2, LUIGI JANIRI1, ROBERTA AGABIO3, GIANCARLO COLOMBO4, GIAN LUIGI GESSA3–5 and GIOVANNI GASBARRINIInstitute of Internal Medicine
Productos Naturales y Medicamentos vs Patentes y Mercados : Productos Naturales, Biodiversidad y Conocimientos Tradicionales Beatriz M. García Delgado Resumen: En el presente trabajo se analizan aspectos relacionados con la incidencia y laconvergencia que tienen las patentes y los mercados con los productos naturales y losmedicamentos. Se analizan aspectos de vital importancia para